Transition Forschung

Zunehmend werden auch in Deutschland Forschungsarbeiten mit, in und über Transition Initiativen angefertigt. Schade, wenn die Arbeiten in den Schubladen verschwinden, wenn Doppelarbeit passiert  und/oder die Fragen vielleicht an den Bedürfnissen der Initiativen vorbeizielen. Mit dieser Gruppe möchten wir einen Ort anbieten, an dem man Neues über Forschung in Transition Initiativen erfahren kann, aber auch Forschungsbedarf und Forschungswünsche landen dürfen.

Hier könnt ihr Blogeinträge lesen oder Anfragen starten und viele interessante Beiträge aus den letzten Jahren finden.


 

Transition-Forschung heißt erst einmal nichts anderes als "Forschung für den Wandel"  und das ist ziemlich unkonkret.  Hier an dieser Stelle soll es um Forschung gehen, die sowohl die Transition-Town-Initiativen weiter bringt als auch die Wissenschaft. Es geht also nicht um so genannte "extraktive Forschung", in der Wissenschaftler Daten erheben, auswerten und Ergebnisse veröffentlichen, die wiederum nur von Wissenschaftlern verstanden werden, sondern um transformative Forschung, die für beide Seiten einen Lern- und Erfahrungszuwachs bringt. Bitte helft mit, die Ergebnisse Eurer Arbeiten zu nutzen, schickt uns Eure Arbeiten und/oder schreibt hier einen kleinen Blogartikel!

Hilfreiche Ressourcen:

Forschungsergebnisse aus dem deutschen Transition Netzwerk

Forschung gehört nicht unbedingt zu den wichtigsten Bedürfnissen von Transition-Initiativen. Bei der Befragung der Teilnehmer der 3. Transition Konferenz in Witzenhausen  haben die Konferenzteilnehmer folgende Unterstützungsbedarf genannt:

  • Mehr Aktive
  • Anschubhilfe und Vernetzung mit anderen Inis
  • Geld und Zeit 
  • KnowHow und Tools für wirksame Öffentlichkeits- und Bewusstseinsarbeit
  • Positives Umfeld: Wertschätzung und Unterstützung durch die Stadt, Räume, Land
  • Eigene Kreativität und Spaß bei der Zusammenarbeit

Und was bringt das?

Mit diesen Ergebnissen sind wir mitten in der Transition-Forschung. Die Ergebnisse fließen zurück ins Transition-Netzwerk und helfen uns bei der Unterstützung der Initiativen. Spannend ist auch die Frage, was Transition Initiativen erfolgreich macht. Auch dazu findet ihr hier Blogeinträge, zum Beispiel eine internationale Studie der Universität Reading.

Ich freue mich auf Eure Beiträge und spannende Diskussionen!
Gesa Maschkowski

Kommentare

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Es gibt viele Forschungsnews: Vier EU- Forschungsprojekte zu Transition und anderen Initiativen sind fertig und zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Ich habe mit Tom Henfrey und Gil Penha Lopez ein Buch zu  "Resilience and Community Action"  herausgegeben. Und auch aus Deutschland gibt es spannende neue Forschungsergebnisse.

Der ehrenamtliche Umbau der Website hat diesen Blog allerdings lange ausgebremst und auch die Erscheinungsform verändert.

Mich würde sehr interessieren, wer denn jetzt hier noch aktiv ist und ob es weiter Interesse an News aus der Forschung gibt. Ich freue mich über Eure Rückmeldungen!

Herzliche Grüße

Gesa

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Auf jeden Fall!

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Regionale Wertschöpfung statt Gewinngrabbing. Die Transition Bewegung setzt sich für eine vielfältige, regionale Wirtschaft ein. Das bringt einen großen Benefit für die Regionen, hat Prof. Dr. Christoph Kammlott  berechnet. Hier der Bericht zu seinem Forschungsprojekt:

Marktstand(BZfE) – Die Globalisierung schafft Abhängigkeiten, sagte Professor Christian Kammlott, Umwelt-Campus Birkenfeld. Wenn wir nicht mehr regional produzieren, dann geht auch das Wissen verloren. Auf der Projektwerkstatt „Wie nachhaltig ist regionale Lebensmittelversorgung?“ des Forschungsverbundes Nahgast in Königswinter stellte er einen neuen Ansatz zur Regionalwertberechnung von Unternehmen vor.

Bislang lässt sich nicht genau beziffern, was lokale Betriebe einer Region bringen. Auch die Vielfalt an Siegeln sorgt eher für Verwirrung als für Orientierung. Der Regionalwert ist nach Kammlott der Geldwert, den ein Unternehmen in eine Region bringt. Er berechnet sich aus dem Anteil des Personal- und Materialaufwandes, der Zinsen, Gewinne, Steuern und Abgaben, die tatsächlich in der Region verbleiben. Der Regionalwert einer Bäckerei beispielsweise berechnet sich aus dem Anteil der Zutaten, die aus einer bestimmten Region kommen, dem Anteil der regionalen Arbeitskräfte sowie dem Anteil an Steuern, Zinsen und Gewinne, die in der Region rbleiben. Die Kooperation eines Bäckers mit einer regionalen Mühle multipliziert den Regionalwert. Kleine Unternehmen können in kleinen Regionen relativ stark sein und hohe regionale Anteile erwirtschaften, meinte Kammlott. In seinem Modell lässt sich die Region variabel definieren. Das kann ein Postleitzahlbereich sein, das können 5, 50 oder auch 100 Kilometer sein. Eine Münsteraner Bäckerei beispielsweise kommt in der Region Münster auf einen Regionalwert von über 80 %, durch die gezielte Auswahl von regionalen Lieferanten und Mühlen.

Eine Molkerei kann einen Regionalwert von über 60 % erzielen. Besonders aussagekräftig wird der Index, wenn man Betriebe einer Branche miteinander vergleicht. So bringt die systematische Berechnung des Regionalwertes einen dreifachen Nutzen: Sie schafft Transparenz für Konsumenten, liefert die Datenbasis für die Unternehmenskommunikation, aber auch Kriterien für politische Entscheidungsträger. Denn bisher werden in Deutschland Subventionen vor allem von Businessplänen abhängig gemacht. Es wird nicht hinterfragt, ob ein Zuschuss langfristig Vorteile für eine Region bringt.

Subventionen sollten sich nicht am Gewinn orientieren, meinte Kammlott, sondern an den Regionalwert gebunden sein. In diesem Kontext bekommt auch die Übernahme von regionalen Betrieben durch internationale Unternehmen eine neue Bedeutung. So ein Eigentümerwechsel wirkt sich negativ auf die regionale Wertschöpfung aus. Der Regionalwert sagt allerdings nichts aus über den ökologischen Wert eines Unternehmens. Wer die ökologische nachhaltige Wertschöpfung berechnen möchte, kann ökologische Unternehmen in der Region betrachten oder noch weitere Kriterien zu Rate ziehen.

Die Methodenberechnung ist Teil des Projektes Bio&Faire Wertschöpfungsketten in Regionen, und wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogrammes ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Gesa Maschkowski

Weitere Informationen:

 

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Forschungsergebnisse von nascent transformativ: Besser viele kleine als wenige große Unternehmen

Nachhaltige, transformative Ernährungsinitiativen und -unternehmen verursachen weniger soziale und ökologische Schäden. Sie haben allerdings oft höhere Koordinationskosten, die durch Beteiligungsprozesse verursacht sein können. Das begrenzt ihre Größe, sagen die Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech und Carsten Sperling. Sie haben seit 2015 im Forschungsprojekt NASCENT geforscht. Zusammen mit Kolleg*innen der Universität Oldenburg vom Lehrstuhl Unternehmensführung und betriebliche Umweltpolitik, der Universität Stuttgart, Abteilung für Technik- und Umweltsoziologie, und der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis. De Verein Transition Initiativen e. V. gehörte zu den Transfer-Partner_innen des Projektes.

Die Praxispartner: Von der Ölmanufaktor bis zur Erzeugerverbraucher Genossenschaft

Über 25 Praxispartner*innen integrierten sie in ihre Studie. Dazu gehörten kleine und große, junge und erfahrene Projekte etwa Food Coops, Solidarische Landwirtschaften, Selbsternte-Gärten, Unternehmernetzwerke oder auch Erzeuger-Verbrauchergenossenschaften mit mehreren Millionen Euro Jahresumsatz. 

Die neuen Wirtschaftsformen und -initiativen ersetzen konventionelle Handelsbeziehungen mehr und mehr durch solidarische Finanzierungsmodelle oder auch pauschale Vergütungen, stellten die Ökonomen fest. So sammelt beispielsweise der Olivenöl-Direktvermarkter Artefakt für seine Olivenöl-Produzenten zusätzlich Gelder von Spendern und Tauschinvestoren. Die Mittel werden z. B. eingesetzt, damit sich die Produzenten kleine, moderne Olivenölmühlen anschaffen können. Die Investitionen werden über 10 Jahre in Form von Olivenöl rückvergütet. „Wirtschaftshilfe von unten“ nennt das Unternehmen dieses Finanzierungskonzept.

In der solidarischen Landwirtschaft gibt es überhaupt keine Lebensmittelpreise mehr. Bei diesem Wirtschaftsmodell teilen sich Verbraucher und Produzenten gemeinsam die Kosten der Produktion, die Ernte und die Risiken. Produziert wird nicht mehr zu Marktpreisen, sondern es erfolgt ein transparenter, einvernehmlicher Austausch nach dem Prinzip: „Du bekommst, was Du brauchst. Ich gebe, was ich kann“. Ökonomische Gemeinschaften nennen Paech und Sperling dieses Wirtschaftsprinzip.

Was ist das besondere an transformativen Unternehmen?

Gemeinsam ist den transformativen Unternehmen, dass sie auf Produkte und Arbeitsweisen wertlegen, die ganz bestimmte soziale und ökologische Qualitäten haben. Es geht ihnen um Vertrauen, um Mitwirkung der Verbraucher*innen und um positive Wirkungen auf Natur, Lebensqualität, Gemeinschaft und soziales Lernen. Dafür haben sie aber auch einen besonderen Aufwand.

Risiken von transformativen Unternehmen: Hohe Kosten für Partizipation

Zusätzlich zu den Kosten für die Produktion und Koordination des Unternehmens identifizierten Sperling und Paech eine neue Kostenart, genannt „Transaktionskosten Typ 2“. Darunter verstehen sie den Aufwand, um partizipative Prozesse zu steuern und zu stabilisieren, zum Beispiel die Koordination von ehrenamtlicher Mitarbeit, die Verantwortungsteilung, das Management von Entscheidungsprozessen und Konflikten. Wer diese Kosten unterschätzt, der droht zu scheitern, warnen die Wissenschaftler. „Besonders herausfordernd für transformative Unternehmungen ist der Umgang mit persönlichen Konflikten“, weiß Sperling zu berichten.

Die Akteur*innen identifizieren sich in der Regel sehr mit ihren Projekten. So werden knappe Finanzen durch großes Engagement kompensiert. Abgrenzungsprobleme können zum Burnout und zu zwischenmenschlichen Spannungen führen. Transformative Lebensmittelunternehmen müssen eine Balance finden zwischen zwei Kriterien: Sie müssen groß genug sein, um zu angemessenen Kosten produzieren zu können, und gleichzeitig klein genug sein, um die partizipativen Prozesse zu bewältigen. Im Zweifelsfall bedeutet Wachstum daher nicht, dass ein Unternehmen sich vergrößert, sondern dass aus einem Unternehmen mehrere kleine hervorgehen. „Das Besondere an transformativen Lebensmittelunternehmen ist nicht, dass sie z.B. ihre Lieferkette entsprechend den Nachhaltigkeitskriterien optimieren, sondern dass sie das Wirtschaften wieder einbetten in einen sozialen Zusammenhang. Dafür braucht es in manchen Fällen nicht einmal mehr Geld, aber dafür umso mehr Transparenz, Vertrauen und menschliches Feingefühl“, sagt Sperling.

Gesa Maschkowski, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

www.nascent-transformativ.de/

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Hi, mein Name ist Lara Conrad und ich schreibe meine Bachelorarbeit im Studiengang Nachhaltiges Wirtschaften an der Analus Hochschule über Resilienz durch Selbstwirksamkeit in Transition Town Initiativen. Ich suche noch Mitglieder, die Lust haben mit mir ein Interview zu führen und von ihren Erfahrungen erzählen möchten. Ich finde das Thema ist sehr aktuell und wichtig und ich bin wirklich begeistert, wie die Initiativen nicht nur einen guten Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten, sondern auch für sich selbst und das eigene Umfeld. Meldet euch gerne unter: lara.conrad [at] student.alanus.edu

Herzlichen Dank,

Lara